Was ist der LMP?

Was Hunger ist, wissen die meisten von uns doch nur, wenn wir mal wieder irgendeine Diät ausprobieren. Hunger aus Armut? In Deutschland? Bittere Realität. Vielleicht nicht immer der Hunger, aber die Armut, mitten in Deutschland, mitten unter uns, auch in Sassenberg.

Deshalb gibt es seit dem 17. Oktober 2008 auch in Sassenberg den „Lebens-Mittel-Punkt“. Die ökumenische Initiative der evangelischen und katholischen Kirchen, der Kolpingfamilie und der Stadt Sassenberg wurde gut ein halbes zuvor Jahr auf den Weg gebracht. Die Reaktion war erfreulich gut, aber leider war sie ebenfalls erschreckend gut.

24 Bedarfsgemeinschaften in Sassenberg und Füchtorf waren es gleich zu Anfang, das bedeutete ca. 100 Personen, die auf die Hilfe des LMP´s angewiesen waren, weil sie sich selbst nicht helfen konnten. Die Stadt stellte für die betroffenen Personen auf Antrag einen Ausweis aus, mit dem gegen einen kleinen Geldbetrag eingekauft werden konnte.

Dass die Körbe, nach sehr kurzer Zeit bereits 120 Stück, gefüllt werden konnten, war durch das Engagement der ca. 80 Helfer und der Spendenbereitschaft zahlreicher Firmen möglich. Und dies sind dankenswerterweise nicht nur Lebensmittel, die kurz vor Ablauf der Mindesthaltbarkeitsdauer stehen, sondern noch über längere Zeit haltbar sind.

Darüber hinaus bittet der LMP zu Weihnachten und Ostern vor den Supermärkten die Kunden, ein Teil mehr zu kaufen, um es dem LMP zu spenden. Diese Aktionen werden erfreulicherweise gut angenommen. Auch Geldspenden unterstützen die Arbeit des LMPs. Inzwischen ist der LMP ein gemeinnützig eingetragener Verein.

Interview Philipp Röhl

Doch vieles wird noch gebraucht. „Grundnahrungsmittel in erster Linie!“ sagt Röhl. Denn Nudeln, Reis, Salz, Zucker und Dosenware ist ja meist noch lange haltbar – kein Grund für die Spender, sie wegen der Haltbarkeit abzugeben. Da ist die Tafel auf andere Quellen angewiesen. Drogerieartikel und andere Artikel des täglichen Bedarfs werden ebenfalls gerne angenommen. Auch die Landwirte sind gefragt: Haben Sie Überschüsse, die Sie nicht brauchen? Vor allem Kartoffeln, aber auch andere Agrarprodukte können besser helfen, anstatt sie zu kompostieren. Und wenn noch mehr Lebensmittelgeschäfte donnerstags – der Tag des Einsammelns – auf bald ablaufende Milchprodukte verzichten könnten, wäre dies ebenfalls ein großer Gewinn für die Tafel.
Genau genommen, ein großer Gewinn für die Menschen, die auf die Hilfe angewiesen sind. Nicht unbedingt aus Hunger, aber was durch die günstigen Waren aus der Tafel – der Obolus beträgt 1 Euro – gespart werden kann, kann für andere Anschaffungen genutzt werden, wie zum Beispiel: Kleidung, Schulsachen und vieles mehr.

„Wir arbeiten gut mit der Kleiderkammer zusammen.“ erläutert Röhl, der neben dem bereits erwähnten Engagement der spendenden Firmen ebenso das Hilfsbereitschaft und Mitarbeit anderer Stellen lobt. „Die Ämter haben uns wo es ging den Weg geebnet!“ sagt er und erwähnt zudem die relativ günstige Miete auf dem Gebrasa Firmensitz.

In den zurückliegenden Jahren hat der Lebens-Mittel-Punkt viel Unterstützung in Form von ehrenamtlichen Helfern, Sachleistungen und Geldspenden erhalten. So konnte durch großzügige Spenden der heimischen Wirtschaft sehr schnell ein Kühlanhänger beschafft werden, um leicht verderbliche Waren zu transportieren bzw. die Kühlkette während des Transportes nicht zu unterbrechen. Auch ein entsprechender Transporter konnte angeschafft werden.

Was inzwischen geschah…

Nach einer Übergangszeit in der Schlossstraße konnte der LMP in die Räumlichkeiten Klingenhagen 2-4 übersiedeln, wo wesentlich mehr Platz und auch Wasser, Toiletten und Heizung zur Verfügung standen. Nach dem Verkauf des Anwesens fand der LMP eine neue Bleibe in der ehemaligen Bäckerei Hennemann, Langefort 17. Dies war zunächst als Übergangslösung gedacht, leider ging es nicht wie geplant zurück, da die Kosten in keiner Relation zum Nutzen standen. So wird nun z. Zt. in Langefort 17 kräftig umgebaut und renoviert. Diese Maßnahme wird teilweise durch Spenden finanziert.
Der LMP versorgt aktuell ca. 300 Personen, die in ca. 80 Haushalten leben. Aus organisatorischen Gründen wurde das Körbe-System abgeschafft, die Kundschaft kann nun selbst aussuchen, welche Lebensmittel benötigt werden.

Da der Verein ausschließlich von Spenden und den Mitgliedsbeiträgen (z.Zt. 65 Mitglieder) lebt, zahlt die Kundschaft einen Beitrag von 3€ bzw. 4€ pro Einkauf.
Nach wie vor werden eifrig Lebensmittel gespendet, die von den 80 Helferinnen und Helfern Woche für Woche eingesammelt, gesichtet und jeden Donnerstag von 15.00 bis 17.00 Uhr verteilt werden.
Seit Januar 2019 ist die Ausgabestelle in Füchtorf geschlossen, weil die Nachfrage in keinem vertretbaren Verhältnis zum Arbeits- und Zeitaufwand stand. Die Füchtorfer Kundschaft hat sich daran gewöhnt und kommt regelmäßig mit Bus oder Fahrgemeinschaften zur Ausgabe nach Sassenberg.

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